Verrücktes Lokalderby gegen Taufkirchen

Sergius Zauberfuß führt Gallisches Dorf zum Klassenerhalt

Kleines Lokalderby geht mit 3:2 an die Spielvereinigung

Was hat der denn getrunken, dürfte sich Taufkirchens Torwart Daniel Richter gefragt haben, als ein weiterer „verzinkter“ Freistoß von Sergiu Iuga neben ihm einschlug. Nun, es ist nicht überliefert, ob der Sergiu einen speziellen Zaubertrank zu sich nahm. Überliefert ist aber eine Aussage der damaligen FC Bayern München U21 Trainer Mehmet Scholl und Gerd Müller nach der freundschaftlichen Begegnung zum 60-jährigen Jubiläum der Spielvereinigung im Jahre 2009. Wenn ein Jettenbacher Spieler für uns in Frage käme, dann die Nummer 8. So die beiden prominenten Trainer und ehemaligen Nationalspieler. Und diese Nummer trug damals – aufgepasst – Sergiu Iuga. 14 Jahre später zeigte Jettenbachs mittlerweile in die Jahre gekommener Co-Trainer erneut seine fußballerische Extraklasse. Zwei Zauberfreistöße führten in einem Spiel, das Gesprächsstoff für einen ganzen Fußballroman hätte, zum Sieg gegen den Lokalrivalen und zum noch wichtigeren sicheren Klassenerhalt. Obwohl rechnerisch noch nicht in trockenen Tüchern, dürfte nach dem 8.Saisonsieg nichts mehr anbrennen. Deshalb Gratulation an das Team, die Trainer (nicht zu vergessen Christian Cronauer) und an das Umfeld. Nach den beiden Fiasko-Frühjahrs-Auftaktniederlagen gegen Oberbergkirchen und insbesondere Polling, hat sich die Törring-Elf aus dem Tabellenkeller herausgekämpft. Die beiden restlichen Spiele gegen die SG Zangberg/Ampfing (Freitag 19.5.um 19.00 Uhr im Isenstadion Ampfing) und zum Abschluss in Jettenbach gegen die SG Tüßling/Teising 2 sind sozusagen Schaulauf-Spiele. Dennoch sollte das Team die Aufgaben mit derselben Leidenschaft angehen, wie in den letzten Spielen und noch Punkte holen. Der nunmehrige 8.Platz sollte das Ziel sein!

Die Spieldaten:

Ergebnis: 3:2 (1:1)

Torschützen:

SpVgg Jettenbach: Sergiu Iuga (45./90+3.Min.), Dominik Fischer (66.Min.)

TSV Taufkirchen: Florian Biermaier (34.Min.), Stefan Steinhuber (83.Min.)

Zuschauer: 60  

Schiedsrichter:   

1.Halbzeit: Christoph Spitale, FC Grünthal (kurzfristig eingesprungen)

2.Halbzeit: Korab Kraasniqi, SV Wacker Burghausen (für das Match eingeteilt-aber den Anpfiff buchstäblich verpennt!)

Gelbe Karten:

SpVgg Jettenbach: Sergiu Iuga, Maximilian Mußner, Dominik Fischer, Alin Ionas;

TSV Taufkirchen: Patrick Dehn, Martin Lanzinger, Alexander Losbichler, Alexander Glaser;

Zeitstrafe/Gelb-Rote Karte: Alin Ionas, SpVgg Jettenbach (43.Min.)

Besonderheit: Gelbe Karte für Jettenbachs Trainer Dan Cuedan

Aufstellungen:

SpVgg Jettenbach:

Josef Manstetter, Michael Gottwald, Jörn Sehlhoff, Sebastian Gottwald, Raphael Kufner, Maximilian Mußner (ab 90+2.Min. Thomas Haringer), Dominik Fischer (ab 88.Min. Sebastian Greißl), Patrick Wieser (ab 90+4.Min. Gerfried Friedrich), Patrick Feulner (C), Alin Ionas, Sergiu Iuga;   

Trainer: Dan Cuedan, Sergiu Iuga

TSV Taufkirchen:

Daniel Richter, Patrick Dehn, Tobias Esterl, Alexander Glaser, Roland Weindl (C), Alexander Losbichler, Stefan Hochreiter (ab 56.Min. Stefan Steinhuber), Florian Biermaier, Jonas Rauscher (ab 64.Michael Mittermaier), Matthias Bernhart, Martin Lanzinger;

Trainer: Markus Glaser

Spielbericht:

Erwartet wurde ein Match auf Augenhöhe, obwohl die Gäste das Hinspiel mit 2:0 gewannen. Taufkirchen in den letzten 4 Spielen mit 2 Remis (jeweils 1:1 gegen Emmerting und Marktl/Stammham), einen Kantersieg in Erlbach (6:2) und einen Überraschungssieg mit 2:0 gegen Meister und Tabellenführer Oberbergkirchen mit guter Formkurve. Aber auch die Törring-Elf mit Aufwind, obwohl das Nachholspiel in Erlbach knapp verloren ging. Letztlich wurde es auch das enge Spiel mit einem glücklichen Ausgang für die Spielvereinigung, bei der nach dem Schlusspfiff alle Dämme brachen. Dabei musste das Team um Kapitän Patrick Feulner vor dem Spiel einige Hiobsbotschaften hinnehmen. Neben den Langzeitverletzten David Schmalzgruber und Lukas Beham fielen auch die Mittermaier-Brothers, Florian Asanger und Keeper Manuel Bliemhuber aus. Man musste aus der Not eine Tugend machen. Sebastian Gottwald wurde wieder rechtzeitig fit und Dominik Fischer sowie Sergiu Iuga rotierten von Beginn an ins Team. Mit reichlich Verspätung begann dann das Derby, denn der eingeteilte Schiedsrichter Korab Krasniqi fehlte. Es wurde telefoniert – alle Schiedsrichter der SpVgg waren im Einsatz oder nicht erreichbar – und der Grünthaler Christoph Spitale (ein Kreisliga-Referee) sprang ein, obwohl er noch am selben Tag ein Spiel in Forstern zu leiten hatte. Die erste große Chance im Spiel für die Gastgeber, als Michael Gottwald auf Alin Ionas durchsteckte. Obwohl genug Zeit zur Annahme und Abschluss vergeigte der ansonsten treffsichere Stürmer die gute Chance durch einen überhasteten Abschluss. Der Schuss keine Gefahr für Keeper Richter. Die Gäste in der ersten Halbzeit etwas agiler und zielstrebiger. Jettenbachs Defensive um das neue Innenduo Sehlhoff/Kufner – beide mit starker Leistung – ließ jedoch bis auf ein paar Schüsse wenig zu. Torwart Manstetter nicht gefordert und dennoch in der 34.Minute geschlagen. Taufkirchens bester Saisonknipser Florian Biermaier setzte sich – wenn auch aus klarer Abseitsposition – gegen zwei Jettenbacher durch und sein Schuss ging etwas glücklich ins Netz. Jettenbachs äußerst lebhaft am Spielfeldrand agierender Trainer Can Cuedan sah zuvor die gelbe Karte. Ein Novum in der Jettenbacher Fußballgeschichte. Cuedan kritisierte eine Schiedsrichterentscheidung zu stark. Und es sollte noch emotionaler werden. Alin Ionas, mit sich und der Fußballwelt an diesem Tag unzufrieden, meckerte zuerst, sah dafür die gelbe Karte. Die Meckerei hörte nicht auf, eine Zeitstrafe die Folge. Dem nicht genug, sah er dann auf der Bank auch noch den Ampelkarton. Eine fatale Schwächung für das Team, dass die komplette 2.Halbzeit dann mit 10 Mann bestreiten musste. Nicht nur eine saftige Kopfwäsche, sondern auch eine Entschuldigung an das Team sollte angebracht sein. Die Partie selbst keine Augenweide. Es gab schon wesentlich bessere Lokalderbys. Unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff dann der sehenswerte Ausgleichstreffer durch Iuga, der einen 30 mtr. Freistoß in die Maschen setzte. Die Flugbahn wie von einer Drohne gesteuert. Kurze Zeit vorher misslang Iuga ein Freistoß aus der gleichen Entfernung total. Der Zauberfuß musste sich erst entwickeln.

Die Leistung der Jettenbacher Elf in der zweiten Halbzeit kann man dann nicht genug würdigen. Jeder Spieler kämpfte sozusagen bis zum Umfallen, obwohl der eine oder andere Akteur beileibe nicht seine Bestform auf den Platz brachte. Etwas überraschend, agierten die Gäste in der zweiten Spielhälfte zurückgezogen, ja fast wie gelähmt. Sogar mit einem Spieler weniger, hatte die Spielvereinigung die weitaus besseren Chancen und mehr Spielanteile. Iuga, nach einer schönen Kombi mit überhastetem Abschluss, Patrick Wieser und Dominik Fischer mit einer Doppelchance, die es in sich hatte. Das 2:1 fast ein Muss in dieser Situation. Danach wurde dem eminent fleißigen Dominik Fischer das 2:1 wegen Abseits (falsche Entscheidung) zurückgepfiffen, ehe der gleiche Spieler dann einen kapitalen Abwehrfehler der Gäste doch zur umjubelten Führung nutzte. Ein überlegter Heber über den weit aus dem Tor geeilten Richter das richtige Torrezept. Fischer danach erneut mit einem nur knapp das Gehäuse verfehlenden Heber, ehe auch die Gäste durch Martin Lanzinger – freier Abschluss – zu ihrer ersten Chance in der zweiten Halbzeit kamen. Maxi Mußner sah nach 3 falschen Einwürfen – zumindest sah es der Referee so – die gelbe Karte, ehe die doch enttäuschend spielenden Gäste mit ihrer zweiten Chance zum Ausgleich kamen. Stefan Steinhuber stand komplett frei und der Ball schlug mittels Lattenunterkante im Jettenbacher Gehäuse ein. Manstetter ohne Chance. Die Zuschauer fieberten nun um den einen Punkt. Jettenbachs Coach nahm durch drei Einwechselungen Zeit von der Uhr und nicht nur Sergiu Iuga schickte ein Stoßgebet Richtung Fußballhimmel, als Schiedsrichter Krasniqi nach einem Zweikampf zwischen ihm und Martin Lanzinger im Strafraum auf Schwalbe des Taufkirchener Spieler entschied. Jettenbachs ehemaliger Abwehrrecke Klaus Hüller sah es analog wie der Berichterstatter. Man hätte auch auf Elfmeter entscheiden können. Dann wäre vermutlich der spätere Sieg weg gewesen, der große Kampfgeist ohne Belohnung geblieben. Aber der Fußballgott war auf Jettenbacher Seite. Denn in der vierten Minute der Nachspielzeit war es Sergiu Iuga, der Jettenbachs Spieler und Zuschauer erneut verzauberte. Ein weiterer Freistoß aus gut 25 mtr. Entfernung und der Ball wieder mit Spezialeffekt getreten, schlug im unteren rechten Eck ein. Keeper Richter und die gesamte Taufkirchener Mannschaft am Boden und das gallische Fußballdorf Jettenbach zwei Minuten und dem Schlusspfiff später, obenauf.

Fazit:

Fußball – das wusste man – kann manchmal verrückt sein. Das Lokalderby war in vielfacher Hinsicht (Schiedsrichter/Spielverlauf/Karten/Strafen/Tore) verrückt. Es endete mit einem glücklichen aber sehr verdienten Sieg und den Klassenerhalt, das ersehnte Ziel der Törring-Mannschaft.

Zuschauer Andy Eicher konnte sich nicht an den letzten Punktspiel-Sieg im Lokalderby gegen Taufkirchen erinnern und brachte die frühen Neunziger Jahre ins Gespräch. Nun der Chronist hat nachgeblättert. Lieber Andy – es war der 16.August 2014 als man ebenfalls in Jettenbach gegen Taufkirchen in der A-Klasse Gruppe 5 mit 2:0 gewann. Aber dieser Sieg damals eine Randerscheinung. Der Sieg vom 13.Mai 2023 dürfte dagegen in die Annalen des Jettenbacher Fußballs eingehen.  

Jettenbach – 13.Mai 2023

Bericht: Peter Schillmaier